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Andacht zum Karfreitag (von Präd. A. Boenke)

Lied: NL 217"Wir gehn hinauf nach Jerusalem"

https://www.youtube.com/watch?v=DF04ey6PSFY

1. Wir gehn hinauf nach Jerusalem
in leidender Liebe Zeiten
und sehen, wie einer für alle stirbt,
um uns einen Platz zu bereiten.

2. Wir gehn hinauf nach Jerusalem.
Wer will bei dem Herren bleiben
und kosten von einem so bittern Kelch?
Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.

3. Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
das Opfer der Welt zu sehen,
zu spüren, wie unsere Not vergeht,
und unter dem Kreuze zu stehen. 

4. Wir gehn hinauf nach Jerusalem,
zur Stätte der ewgen Klarheit.
Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt,
da finden wir Christus in Wahrheit.

Text: Karl-Ludwig Voss 1970
nach dem schwedischen Original von Paul Nilsson 1906
Melodie: alte nordische Volksweise

Psalmgebet: Psalm 22

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Aber du bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
»Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus
und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer..
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe,
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.
Aber du, HERR, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen! 

Karfreitag ist der eine Tag im Kirchenjahr, der zum Weinen da ist. Gott hat seinen Sohn zu den Menschen geschickt, weil er so voller Liebe war. Jesus hat Menschen getröstet und geheilt und miteinander ins Gespräch gebracht. Er hat die Wahrheit gesagt und Grenzen geöffnet. Und jetzt hängt er am Kreuz. Und es sieht aus, als würde er wirklich sterben. Kein Mensch hilft ihm und Gott auch nicht. Das passiert jetzt wirklich. Es gibt kein Wunder. Es ist ein Tag der Dunkelheit. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ sind Jesu letzte Worte. Und dann ist er tot.

Karfreitag ist zum Weinen, weil unsere Welt zum Weinen ist.

Diese Krankenschwester, die so voller Liebe war, dass sie sogar ohne Mundschutz noch weitergearbeitet hat, die ist jetzt auch krank. Und es sieht nicht gut aus. Sie hat Menschen getröstet und geheilt und ihnen gute Worte gesagt. Und jetzt stirbt sie. Das passiert wirklich.

Und dieser Mann aus Syrien, der nicht an die europäischen Grenzen glauben wollte, der genau so viel Recht auf ein gutes Leben hat, wie jemand, der zufällig in Europa geboren ist, der stirbt jetzt im Lager vor der Grenze. Das passiert wirklich.

Nach Aussage von Fachleuten erwarten Ärzte zum Ende des Monats so viele Corona- Patienten dass die Beatmungsgeräte nicht ausreichen werden. Sie müssen entscheiden wem sie helfen und wen sie abweisen.

Es ist zum Weinen.

Karfreitag ist zum Weinen, weil unsere Welt zum Weinen ist. Wir müssen dem ins Auge blicken. Es wird nicht alles gut. Vieles ist viel zu schrecklich, als dass es je wieder gut werden könnte. Auch in uns selbst. Heute ist der Tag der Tränen. So oft müssen wir lügen und sagen, „alles nicht so schlimm ..., es wir schon wieder...“ Heute nicht. Heute ist Weinen angesagt. Mit Jesus dürfen wir schreien: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.

Dies im Wissen: Dies ist nicht das Ende, das beste kommt noch. Mit Jesus Auferstehung möchten auch wir auferstehen zu neuem Leben!

Gebet:

Herr sei bei uns und lass uns hindurchgehen, durch diese schweren Tage die zum Weinen sind, und schenke Dein Licht, um das wir wissen und das wir erwarten, wie das Osterfeuer, weil wir des Trostes bedürfen in dieser Zeit zum Weinen.

Lied:

https://www.youtube.com/watch?v=eYdtCk5ceJY

Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt, niemals mehr verlischt.
Im Dunkel unserer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt, niemals mehr verlischt.

Text: Theresa von Avila, 16.Jhd. Musik: Jaques Berthier, Taizé

 

Bibel-Text Kol 1, 13-20

Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben, dass einer für alle gestorben ist und so alle gestorben sind.
Und er ist darum für alle gestorben, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde. Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch; und auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr.
Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Aber das alles ist von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.
Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.

Stilles Gebet....

Lied: NL 164 In einer fernen Zeit

https://www.youtube.com/watch?v=eYdtCk5ceJY

  1. In einer fernen Zeit gehst Du nach Golgatha, erduldest Einsamkeit, sagst selbst zum Sterben ja.
  2. Du weißt was Leiden ist. Du weißt, was schmerzen sind, der du mein Bruder bist, ein Mensch und Gottes Kind.
  3. Verlassen ganz und gar, von Menschen und von Gott, bringst du dein Leben dar und stirbst den Kreuzestod. Stirbst draußen vor dem Tor, stirbst mitten in der Welt. Im Leiden lebst du vor, was wirklich trägt und hält. Erstehe neu in mir. Erstehe jeden Tag. Erhalte mich bei Dir, was immer kommen mag.
  4. Amen, Amen, Amen

Text: Otmar Schulz Melodie: Andreas Brunion

Gebet:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.


Mit Dietrich Bonhoeffer, der dies 1944 in der Haft tat, wollen wir beten: 

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Segen:

Und so segnet uns Gott der Herr, der ans Kreuz ging für mich und der auferstand für mich, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit!
Amen