Bonhoefferzentrum
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Kreuzweg 2019

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Seit mehreren Jahren feiern wir in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde am Gründonnerstag einen Kreuzweg. Im Mittelpunkt stehen dabei meist Bilder aus dem katholischen Jugendkreuzweg. Musikalisch wird der Kreuzweg von einer Band begleitet. Es gibt mehrere Stationen, die zum Teil  räumlich getrennt sind. Bei jeder Station wird ein Bild gezeigt. Dazu kommt eine Bibellesung und mehrere weitere Texte, die von verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern vorgetragen werden. Am Ende jeder Station steht jeweils ein Gebet. Der Weg zwischen den Stationen wird gemeinsam mit einem großen Holzkreuz gegangen. Am Ende des Kreuzwegs sind alle zum Abendmahl eingeladen, meist im Kreis um das Kreuz, das mit Kerzen geschmückt ist.

Im Jahr 2019 haben wir das Bild "Szenen der Passion Christi" von Hans Memling für den Kreuzweg ausgewählt. Das Bild zeigt eine idealisierte Darstelltung Stadt Jerusalem, gemalt aus der Vogelperspektive. Darin sind verschiedene Szenen zu sehen, in denen die Passions- und Auferstehungsgeschichte Jesu dargestellt werden.

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Eingangsmusik (Das Bild "Szenen der Passion Christi" wird gezeigt)
 
Szenen der Passion Christi - so hat der Maler Hans Memling dieses Bild genannt, das ca. 1470 in den Niederlande entstanden ist. Das Bild ist im Original recht klein - es misst gerade einmal 60 Zentimeter auf einen Meter - und doch wird darin detailreich die Leidensgeschichte Jesu nacherzählt. Einige Ausschnitte aus diesem Bild werden uns heute auf diesem Kreuzweg begleiten - zu dem ich Sie an dieser Stelle herzlich begrüße. Dabei werden wir in verschiedenen Stationen dem Weg Jesu zum Kreuz folgen - und wir werden uns auch selbst auf den Weg machen. Ganz am Ende kommen wir wieder hier in der Kirche an - und feiern miteinander das Abendmahl - zu dem Sie alle - heute am Gründonnerstag, dem Tag, an dem wir uns an das letzte Mahl Jesu im Kreis seiner Jünger erinnern - herzlich eingeladen sind

Lied:         Nada te turbe      

Prolog:    (Das Gesamtbild wird gezeigt)

        Unübersichtlich
        Vielfältig
        und wirr
        So kam mir dieses Bild auf den ersten Blick vor.
        Es sind zu viele Szenen
        zu viele Details
        um sich darin zurecht zu finden.

        Unübersichtlich
        Vielfältig
        und wirr
        So erscheint mir manchmal auch die Welt.
        Es geschieht viel zu viel in ihr,
        an viel zu vielen Orten.
        Wie soll man da noch den Überblick behalten?
        
        Unübersichtlich
        Vielfältig
        und wirr
        So kommt mir manchmal auch mein eigenes Leben vor:
        da läuft plötzlich etwas aus dem Ruder
        und plötzlich weiß ich nicht mehr,
        wie es weiter gehen soll.

Unübersichtlich, vielfältig und wirr - Das Bild von Hans Memling ist wie das Leben. Es ist voller kleiner Szenen, die alle jeweils für sich stehen und die doch eng zusammenhängen. In der Mitte des Bildes ist dabei eine idealisierte Darstellung der Stadt Jerusalem zu sehen. In diese Stadt hinein sind verschiedene Szenen aus der Passionsgeschichte gemalt. Es beginnt links oben mit dem Einzug Jesu an Palmsonntag. Der Weg Jesu führt ihn in die Stadt, die er am unteren linken Ende des Bildes wieder verlässt. Es ist der Garten Gethsemane zu sehen - mit der Gefangennahme Jesu durch die Soldaten. Weiter geht der Weg Jesu zurück in die Stadt. In der Mitte ist ein großer Hof zu sehen. Dort thront Pilatus, der römische Stadthalter. Auch die Geißelung und Zurschaustellung Jesu ist hier zu erkennen. Vom Hof des Pilatus führt der Weg Jesu weiter zur rechten unteren Bildhälfte. Dort wird gezeigt, wie Jesus beim Verlassen der Stadt stürzt. Und schließlich führt der Weg Jesu außerhalb der Stadt wieder nach oben, wo die Kreuzigung zu sehen ist.
                            
So erzählt dieses Bild eine komplexe Geschichte: Von Gott und der Welt - von Gewalt und Tod - von Angst und Mut - und davon, wie wir Menschen in diesen Weg Gottes mit uns Menschen mit hineinverwoben sind.

Musik   

Die erste Station: Die Gefangennahme

Die Bibel erzählt, dass Jesus nach seinem Einzug in Jerusalem von den Menschen jubelnd als neuer Hoffnungsträger empfangen wurde. Aber schon kurz danach war Jesus einer großen Gefahr ausgesetzt. Die Mächtigen in der Stadt sahen in ihm eine Bedrohung ihrer Macht. So wollten sie ihn beseitigen. Aber dazu mussten sie ihn erst zu fassen bekommen.

(Die Szene, in der die Gefangennahme Jesu im Garten Gethsemane gezeigt wird, wird eingeblendet)

In der Bibel heißt es:             
Als Jesus im Garten Gethsemane mit seinen Jüngern übernachtete ..., siehe, da kam (am frühen Morgen) Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Menschenschar mit Schwertern und mit Stangen, geschickt von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den ergreift. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn. Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss? Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen."   

(Matth. 26, 47-55)

Musik

        Sie kamen mit Stangen und Schwertern.
        Wie kommen sie zu uns?
        Mit schönen Worten,
        so dass die Drohung dahinter nicht so leicht sichtbar ist?
        Oder unverhüllt, mit offenem Visier?
        Wie nehmen sie uns gefangen?
        Unsere Süchte?
        Unsere schlechten Angewohnheiten?
        Oder was uns sonst noch so alles in seinen Klauen hält?

Musik

         Was nimmt uns gefangen?

Bei mir ist es mein Smartphone. Ständig bin ich damit auf Empfang. Ich kann mir ein Leben ohne dieses Ding gar nicht mehr vorstellen. Dabei versetzt es mich in eine ständige Unruhe. Ich denke: Ich könnte ja eine Nachricht verpasst haben - besser, ich schaue vorsichtshalber noch einmal nach - oder es kommt eine Nachricht, dann stehe ich unter dem Druck, möglichst gleich antworten zu müssen, auch wenn ich eigentlich in dem Moment gar keine Zeit dafür habe. So stehe ich dauernd unter Druck. Und von meiner Zeit bleibt kaum etwas für mich übrig.

Ich bin in einem ganz anderen Hamsterrad gefangen. Bei mir ist es die Arbeit, die mich regelmäßig bis nach Hause verfolgt. Ich kann einfach nicht abschalten. Ständig muss ich daran denken, was ich noch tun muss und wie ich es am Besten erledige. Ich werde noch ganz verrückt.

Was mich gefangen nimmt, ist der Alkohol. Zuerst habe ich es gar nicht so richtig bemerkt. Es ging schleichend. Ich trank, wenn alle tranken. Ich dachte mir nichts dabei. Schließlich tranken alle anderen ja auch. Dann aber trank ich irgendwann auch allein. Zuhause. Zum Abschalten. Was spricht schon dagegen?, dachte ich. Irgendwann konnte ich nicht mehr ohne Alkohol leben. Jetzt trinke ich schon morgens, nach dem Aufstehen, mein erstes Glas. Wie komme ich nur wieder davon los?

Musik

        Gott, steh uns bei
        wenn uns etwas gefangen nimmt
        und uns die Lebenszeit stiehlt.
        Gib uns Kraft, damit wir uns wehren können
        Gib uns den Mut, andere um Hilfe zu bitten,
        dort, wo wir allein nicht weiter kommen.
        Gib uns Hoffnung, damit wir nicht verzweifeln.
        Wir rufen zu dir: Kyrie eleison
    
Gesang:    Kyrie eleison

Die zweite Station: Vor Gericht

Die Bibel erzählt, dass Jesus nach seiner Gefangennahme zum obersten Priester und dem Hohen Rat gebracht wurde - von dort aus ging es danach weiter zu Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter.

(Die Szene, in der gezeigt wird, wie Jesus vor Pilatus steht, wird eingeblendet)
   
In der Bibel heißt es:   
„Am Morgen aber fassten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes den Beschluss über Jesus, ihn zu töten, und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus. .... Jesus aber stand vor dem Statthalter; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es. Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten verklagt wurde, antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen? Und er antwortete ihm nicht auf ein einziges Wort, sodass sich der Statthalter sehr verwunderte." 

(Matth. 27, 1-2, 11-19)

Musik

        Bist du es? Hast du das getan?
        Was soll man auf diese Frage antworten?
        Wenn es doch nicht stimmt!
        Oder wenn vielleicht doch - auf gewisse Weise - etwas dran ist?
        Bist du es? Hast du das getan?
        Was soll man da sagen?

        Vor Gericht und auf hoher See ist alles möglich:
        Der Untergang,
        wie auch die Rettung in letzter Sekunde
        oder auch ein endloses Verlorensein.

        Bist du es? Hast du das getan?
        Was würden wir sagen, wenn wir vor Gericht stünden?

Musik

(Zwei Personen, im Gespräch miteinander)

Ich hätte auch nichts gesagt. Warum auch? Es hätte doch keinen Sinn!
             Du hättest resigniert?
Ich weiß nicht. Vielleicht? Wer kann das schon sagen? Aber das Theater auch noch selbst mitspielen? Nein. Das muss wirklich nicht sein. Da stehe ich lieber drüber.
             Aber geht das denn? Einfach so drüber stehen?
Wenn die Anklagen von allen Seiten auf dich zukommen? Ich weiß es nicht. Aber das Schweigen kann einen auch schützen. Solange ich nichts sage, sage ich auch nichts Falsches.
            Solange ich nichts sage, verunsichere ich die anderen,
            die nur darauf warten, sich auf mich zu stürzen.
Solange ich nichts sage, habe ich Zeit zum Nachdenken. Im Schweigen wächst meine Antwort, die mir im Reden nur wieder entrissen würde.
            Du hast Recht. Ich glaube, ich hätte auch nichts gesagt.
Musik

        Gott, steh uns bei,
        wenn wir angeklagt werden
        oder die Gerüchteküche brodelt.
        Schenke uns Ruhe,
        dass wir nicht mit bösen Worten um uns werfen.
        Schenke uns die Weisheit
        zu spüren, wo das Reden sich lohnt
        und wo das Schweigen manchmal angemessener ist.
        Und schenke uns Menschen,
        die auch dann zu uns halten.
        Wir rufen zu dir: Kyrie eleison.

Gesang:    Kyrie eleison
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In zwei Stationen haben wir uns der Dunkelheit in der Welt angenähert: dem Leiden Jesu - wie auch dem Leiden heute. Wir spüren: Hass, Gewalt und Unrecht hören mit dem Tod Jesu nicht auf. Und doch wissen wir seit dem Tod Jesu, dass Gott mit uns geht - auch im Leiden - so wie auch wir mit ihm gehen. So lasst uns nun uns auf den Weg machen - schweigend - mit dem Kreuz. Zeichen des Leidens Gottes an der Welt - Zeichen seiner Nähe in unserem Leiden.
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Die dritte Station: Wenn die Kraft zu Ende geht

In der Bibel wird erzählt, dass Jesus nach seiner Verurteilung gegeißelt wurde. Danach verhöhnten ihn die Soldaten und setzten ihm eine Krone aus Dornen auf. Dann, nachdem sie ihn geschlagen und verspottet hatten, luden sie ihm das Kreuz auf und führten ihn aus der Stadt.

              (Die Szene wird eingeblendet, in der Jesus unter dem Kreuz zusammenbricht.)

In der Bibel heißt es:
Und als die Soldaten Jesus verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.

(Matth. 27, 31-32)

Musik

        Ich kann nicht mehr.
        Meine Kraft ist am Ende.
        Nichts geht mehr.

        Ich habe mein Kreuz
        schon viel zu lange getragen!
        Jetzt muss jemand anderes kommen,
        der es mir abnimmt.
        Aber wo ist so jemand in Sicht?
        Und was wird er oder sie tun?
        Werden mir die anderen helfen?
        Oder werden die Menschen an mir vorbeigehen und so tun,
        als wäre ich unsichtbar?

Musik

Eine ältere Frau schreibt einen Brief an Gott:

Lieber Gott,
passt die Anrede überhaupt für dich? Bist du wirklich lieb? Oder müsste ich nicht etwas ganz anderes schreiben? Ich weiß es nicht! Vielleicht bist du ja ganz anders? Aber wie auch immer du bist: Hilf mir, denn ich brauche deine Hilfe:
 Ich werde alt. Alles, was früher noch so leicht war, fällt mir nun immer schwerer. Das Treppensteigen zum Beispiel. Oder das Einkaufen. Fast nichts mehr kann ich allein erledigen. Und dann die Krankheiten. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Irgend etwas habe ich immer. Auch andere um Hilfe zu bitten, fällt mir schwer. Ich will keine Last sein für andere. Aber alleine schaffe ich es nicht mehr. So werde ich bitter in meinem Herzen - und manchmal auch in meinen Worten. So kann es nicht weitergehen. Das spüre ich. Darum komme ich zur dir. Wie hast du das damals geschafft, mit dem Kreuz auf deinem Rücken? Wie hast du diese Last getragen? Woher nahmst du die Kraft, nicht bitter und böse zu werden? Und woher den Sinn, das alles auszuhalten?

Musik

        Barmherziger Gott
        hilf uns, wenn wir an unsere Grenzen kommen,
        Sei uns nah, wenn wir unsere Ohnmacht spüren.
        Du weißt, wie es ist, ganz unten zu sein.
        Schenke uns Kraft
        Und gib uns Hoffnung, dass selbst mitten im größten Unheil
        neues Heil wachsen kann.
        Wir rufen zu dir: Kyrie eleison.

Gesang:   Kyrie eleison

Wir machen uns auf den Weg - mit dem Kreuz und den Lasten - die wir tragen
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Die vierte Station: Das Kreuz

In der Bibel wird erzählt, dass Jesus, nachdem er unter dem Kreuz stürzte, auf den Hügel Golgatha gebracht wurde. Dort wurde er gemeinsam mit zwei Räubern gekreuzigt.

 (Die Szene, in der Jesus gekreuzigt wird, wird eingeblendet)

In der Bibel heißt es:
„Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und als er's schmeckte, wollte er nicht trinken. Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum. Und sie saßen da und bewachten ihn. Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König. Und da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die andern aber sprachen: Halt, lass sehen, ob Elia komme und ihm helfe! Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

(Matth. 27, 33-50)

Musik
 
        Das Kreuz ist das Ende, sagen die einen.
        Es ist der Tod, aus dem nichts mehr zurückkommt,
        das ewige Dunkel, das alles verschlingt.

        Das Kreuz ist der Anfang, sagen die anderen.
        Das Zeichen tiefster Verlorenheit
        ist zugleich auch das Zeichen der größten Hoffnung,
        weil Gottes Licht heller ist, als selbst der Tod.

        Aber bevor das neue Leben kommt, muss erst etwas sterben.

        Was muss in uns sterben - damit wir leben können?

Musik

       Was muss in mir sterben - damit ich leben kann?

            Alles was starr ist, muss sterben.
            Alles, was mein Leben erstickt,
            so dass ich keine Luft mehr bekomme.
        
Der Egoismus in mir muss sterben. Dieses ständige Kreisen um mein eigenes kleines Ich.

              Mein Selbstmitleid muss sterben, mit dem ich mir immer nur im Weg stehe.

Hass und Wut in mir müssen sterben, damit die Liebe wieder Platz hat.

           

              Wie ist es bei Ihnen? Was muss bei Ihnen sterben, damit Sie leben können?

Musik

            Für einen Moment löschen wir das Licht.

Eine Person geht in der Stille zum Altar, der in diesem Jahr im hinteren Teil des Saal steht. Von dort holt er mit einer Kerze das Licht in den Gottesdienstraum. Dort stehen zwei Personen mit Tabletts mit Teelichtern, dazu zwei weitere Personen mit einer Haushaltskerze zum Anzünden.

            Wir sterben mit Christus,
            aber wir leben auch mit ihm,
            so schreibt der Apostel Paulus.

            An Ostern kommen wir beidem nah.
            Wir erinnern uns an den Tod
            und spüren die Macht, die er auch über uns hat.
            Aber wir feiern das Leben
            und dass Gottes Macht größer ist als selbst der Tod.

            Im Abendmahl lädt Gott uns ein,
            an seinem Leben teilzuhaben.
            So kommt nun - sie alle sind eingeladen -
            mit einer Kerze in der Hand
            in den hinteren Teil des Saals zu kommen
            um uns dort um den Tisch des Herrn zu versammeln.

Prozession mit Kerzen in den hinteren Teil des Saals. Dort werden die Kerzen auf dem Boden abgestellt. Es bildet sich ein großer Kreis.

Altar

 
        Gott ist in jedem kleinsten Licht, das die Dunkelheit erhellt.
        Er ist in jedem Menschen, der die Hand ausstreckt,
        um einem anderen zu helfen.
        Und er ist auch hier, mitten unter uns.

Wir hören auf die Worte der Einsetzung des Abendmahls:

Unser Herr Jesus Christus / in der Nacht, da er verraten ward / nahm er das Brot, dankte und brach´s / und gab´s den Jüngern und sprach: / Nehmet hin und esset / das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. / Solches tut zu meinem Gedächtnis.

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl / dankte, gab ihnen den und sprach: / Nehmet hin und trinket alle daraus: / Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut / das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. / Solches tut, so oft ihr´s trinket, zu meinem Gedächtnis.

Gemeinsam beten wir mit den Worten Jesu:     

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Erkennet euch in dem Herrn als Schwestern und Brüder. Keiner sei gegen den anderen, niemand ein Heuchler. Vergebt euch untereinander, gleichwie Christus euch vergeben hat und geht auf dem Weg des Friedens.

Mit diesen Worten sind Sie herzlich eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen. Wir feiern das Abendmahl in der Form, dass die Hostie in den Kelch eingetaucht wird. Wer nicht am Abendmahl teilnehmen möchte, ist eingeladen, mit allen im Kreis stehen zu bleiben. Er oder sie möge uns ein kleines Zeichen geben, wenn wir vor ihm oder ihr stehen. Kommt nun - es ist alles bereit.

(Es folgt die gemeinsame Feier des Abendmahls im Kreis um den Altar)

Barmherziger Gott,
wir sind deinem Weg gefolgt
und haben dabei etwas von dir gefunden:
etwas von der Angst und Verzweiflung, die du damals durch litten hast
aber auch etwas von der Hoffnung, die in dir lebt.
Auch uns selbst sind wir auf diesem Weg begegnet:
Unseren Ängsten und unsrer Verzweiflung.
Wie auch unserem Mut und unserer Wut über das Leid in unserer Welt.
Mit all´ dem kommen wir zu dir Gott, und wir bitten dich:
Stärke uns, auf unserem Weg mit deiner Hoffnung.
Sei du unser Licht in der Dunkelheit.
Und schenke uns allen etwas von deinem Frieden.
Jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Lied: Christus, dein Licht

Abkündigungen
                  
Segen:     Empfangt Gottes Segen

    Gott, der Schöpfer und Erhalter dieser Welt
    sei für für euch da - auch wenn ihr ihn nicht seht.
        Jesus Christus, Gottes Sohn,
        ermutige euch und stärke euch zum Glauben.
    Und der Heilige Geist
    erfülle euer Herz mit Liebe.
        So segne euch der dreieinige Gott
        Vater, Sohn und Heiliger Geist.

    Gemeinde: Amen.
 
Musik zum Ausklang