Bonhoefferzentrum
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie

Geistliches Wort zum Sonntag Lätare von Prälatin Dagmar Zobel

Hoffnungsvolle Zeichen der Liebe und Solidarität

Was für eine Woche liegt hinter uns! Fast stündlich wurden wir konfrontiert mit neuen Zahlen von Corona-Infizierten, mit der bangen Frage: „Bin ich vielleicht auch schon erkrankt?“ oder „Was kann ich tun, um mich zu schützen?“, mit Maßnahmen, die die Ausbreitung des Virus verlangsamen sollen und die unsere Lebens- und Arbeitsgewohnheiten einschränken und verändern.

KornWas in anderen Jahren in der Passions- und Fastenzeit mit der Aktion „7 Wochen ohne“ für viele als bewusste Unterbrechung heilsam erfahren wurde, der Verzicht auf liebgewordene Gewohnheiten und eine sensible Wahrnehmung des eigenen Lebensstils, ist in diesem Jahr zur national verordneten Zurückhaltung geworden und wir wissen noch gar nicht, ob 7 Wochen ausreichen werden, wieder in einen Normalzustand zu kommen. Können wir in dieser Krisensituation auch etwas entdecken für das Miteinander in unserer Gesellschaft?

Wir sind mitten in der Passionszeit. Der Sonntag Lätare lenkt den Blick über den Horizont der Passion hinaus, ein kleines Osterfest, Hoffnung auf neues Leben.

Das klingt auch an im Wochenspruch für die kommende Woche:

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
(Johannes 12, 24)

Was für die Natur so selbstverständlich und einleuchtend ist, gilt auch für das menschliche Leben und in ganz besonderem Maße für Jesu Leben. Er engagiert sich, er setzt sich für uns Menschen ein und sein Einsatz für uns ist er selbst. Er will nicht für sich bleiben, er will auch sein Leben nicht für sich behalten, er will die Liebe Gottes nicht für sich behalten, er will die Zukunft nicht für sich behalten. Er setzt sich ein für uns, damit daraus Liebe und Menschlichkeit und Güte und Freundlichkeit wachsen bei uns.

Das Leben kann man nicht für sich behalten, wozu auch, das Leben will mit anderen geteilt werden, sonst verdorrt man in der Einsamkeit. Wer immerzu darauf bedacht ist, sein Leben zu sichern, bei dem wird sich auch nichts mehr ereignen. 

Damit uns noch was blüht im Leben, müssen wir auch etwas einsetzen. Damit Neues entsteht, müssen wir etwas hergeben, das ist oft schmerzlich und meistens tun wir es nicht freiwillig, sondern werden vom Leben dazu gezwungen. 

Oft können wir keinen Sinn darin finden, wir sehen nur, dass wir etwas verloren haben, dass es uns etwas gekostet hat, dass scheinbar nichts dabei herauskommt, wie wir uns einsetzen.
Das Virus und seine Folgen hat uns dramatisch vor Augen geführt, wie verletzlich wir alle sind, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und aufeinander achtgeben müssen, die Starken und die Schwachen, die Kranken und die Gesunden, die Jungen und die Alten.
Welche katastrophalen Auswirkungen diese Corona-Krise auch hat und haben wird, ich freue mich trotzdem über die kreativen und selbstlosen Aktionen, die an vielen Orten aufblühen, um diejenigen zu unterstützen, die Hilfe brauchen. Hoffnungsvolle Zeichen der Liebe und Solidarität.

Freut euch. Mitten in der Passionszeit wird uns vor Augen geführt, dass Jesu Hingabe in den Tod eine Hingabe an das Leben ist. Im sterbenden Weizenkorn ist der Auferstandene schon enthalten.

„Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.“
(EG 98, 1)