Bonhoefferzentrum
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie

Impuls vom 20.03.2020 von Pfarrerin Andrea Fink-Fauser

„Wir bleiben in Verbindung!“  Öfter also sonst verabschiede ich mich zur Zeit mit diesen Worten von einem anderen Menschen. Ich habe das Bedürfnis, mich mit anderen auszutauschen, gemeinsam durch diese schwierige Zeit zu gehen! Allerdings müssen wir gerade ganz neue Formen finden, Gemeinschaft zu leben. Alle Veranstaltungen und Gottesdienste sind abgesagt, Restaurants und Geschäfte geschlossen, soziale Kontakte werden so weit wie möglich heruntergefahren. Das ist das Gebot der Stunde, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Zusammenhalten trotz Abstandhalten – das ist jetzt gefragt!

Zusammenhalten trotz Abstand, Verbunden Sein trotz äußerer Distanz – das kennt auch die Bibel!  Sie berichtet z.B. davon, dass die Anhänger Jesu   auch nach Jesu Tod seine Nähe, seine Präsenz spürten. Wenn auch ganz anders als vorher!

Jesus verwendet ein Bild, um diese Art von Verbundenheit auszudrücken: Er sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“

Bei den echten Weinreben ist es wichtig, dass sie mit ihrem Stamm, mit ihren Wurzeln verbunden sind. Ein Weinstock ohne Reben ist tot, und Reben wachsen und tragen Früchte nur am Weinstock.   

 „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“

Leben in Verbundenheit. In der jetzigen Situation kann das bedeuten, dass wir mehr als sonst telefonieren. Oder dass wir über die sozialen Netzwerke intensiver miteinander kommunizieren. Ich empfinde es gerade als hilfreich, die verschiedenen Fragen und Sorgen, die mich umtreiben, auszusprechen: wie wird es weitergehen?  Bleibe ich gesund? Was gibt mir Kraft, was schenkt mir Zuversicht?  Was hilft mir in diesen Tagen? Was kann ich tun, um anderen zu helfen? Es tut gut, mit all diesen Gedanken nicht alleine zu bleiben, immer wieder ins Gespräch zu kommen.  Ich bin auch beeindruckt, wie viele Menschen in diesen Tagen ihre Hilfe anbieten. Sie gehen für ältere Mitbürger einkaufen, führen den Hund aus, übernehmen eine Zeitlang die Kinder. Solidarität, gegenseitige Fürsorge sind in diesen Tagen wichtiger denn je!

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“. Das ist auch ein Bild für die Verbindung mit Gott, mit Jesus.

Vielleicht erfahren wir diese Verbindung mit Gott im Gebet. Seit gestern läuten in manchen Singener Kirchen um 19.00 Uhr die Glocken. Sie laden zum Hausgebet ein. Wir beten für alle Kranken und ihre Angehörigen, für die Ärzte und Pflegekräfte, für alle, die uns noch mit dem versorgen, was wir zum Leben brauchen. Auch wenn wir zuhause beten, verbindet uns der Klang der Glocken zu einer Gemeinschaft.

Vielleicht erfahren wir die Verbindung mit Gott auch, wenn wir bewusst zur Ruhe kommen, unsere Antennen nach innen richten. In der Ruhe können innere Prozesse geordnet und neu gewichtet werden. Vielleicht erfahre ich sie, wenn ich die aufblühende Natur ganz bewusst wahrnehme. Wenn die zarten Blüten für mich zum Zeichen der Hoffnung werden.

Bleiben wir in Verbindung! Vertrauen wir auf den Gott, der uns immer neu Hoffnung schenkt!

Ich möchte meinen Impuls mit einem Segenswunsch abschließen:

„Ich wünsche dir einen an deiner Seite,

der an dich glaubt, wenn du selbst nicht mehr weiterweißt;

der weiterhofft, wenn die Welt dir finster erscheint;

der bei dir bleibt, wenn du dich verloren fühlst.

Damit du das Licht am Ende des Tunnels schon spüren kannst,

auch wenn du es noch gar nicht siehst!“

Amen