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Maria und Martha 2016

(Lk. 10, 38-42; OASE-Team und Pfr. Paul Wassmer)

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Tisch

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Orgelvorspiel
Lied:                    EG 455, 1-3        Morgenlicht leuchtet

Gnade und Friede sei mit euch von Gott, unserem Herrn.

Herzlich willkommen zu diesem OASE-Gottesdienst, der in seiner Form ganz eigene Wege geht. Im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes steht die Geschichte von Maria und Martha aus dem Lukasevangelium. In dieser Geschichte geht es - in der einen oder anderen Weise - auch um Druck und Stress - und darum, wie wir Menschen mit diesem Druck und Stress ein wenig heilsamer umgehen können, als wir es sonst oft tun. Dabei sind Sie in diesem Gottesdienst eingeladen, sich auch selbst auf den Weg zu machen und sich berühren zu lassen - wenn Sie dies möchten. Denn im Anschluss an die Geschichte von Maria und Martha laden wir Sie alle ein, sich mit einem Kreuz-Zeichen auf dem Handgelenk salben zu lassen.

Lasst uns nun miteinander beten - mit Worten nach Psalm 23. Sie finden den Psalm auf den ausgelegten gelben Blättern.

Der Herr ist mein Hirte
Er gibt mir für meine Arbeit das Tempo an.
Ich brauche nicht zu hetzen.
              Er schenkt mir Augenblicke der Stille,
              Atempausen, in denen ich wieder zu mir kommen kann.
Er stellt mir Bilder vor die Seele,
die mich sammeln und mir Gelassenheit schenken.
              Und dort, wo ich vor lauter Arbeit nicht mehr aus noch ein wei,
              wo ich drohe den Kopf zu verlieren und alles dunkel um mich wird,
zündet er ein Licht an, das mir neue Hoffnung schenkt
und die Dunkelheit um mich herum verliert ihr bedrohliches Gesicht.
              Er lässt mich innehalten,
              so dass ich die Menschen wieder wahrnehme
und schenkt mir Erlebnisse,
die mir Mut machen.
              So hilft er mir, dass ich die Spur zurück finde,
              an die Orte, an denen das Leben blüht.
Für mich und für andere.
Jetzt und immerdar.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Ehre sei dem Vater....

Barmherziger Gott,
Unser Leben ist oft vollgepackt bis an den obersten Rand.
Wir können einfach nicht genug kriegen.
Und dort, wo wir schon längst genug haben,
packen andere noch ihr Päckchen oben auf.
So kommen wir zu dir, Gott:

Mit unseren Lasten und Belastungen
mit den Situationen,
in denen wir unter Druck stehen.

Und wir bitten dich:
Steh uns bei:
Löse, was festgefahren ist.
Schenke Luft, wo uns der Atem fehlt.
Zeige uns neue Wege, wo wir nicht mehr weiterwissen.
Darum bitten wir dich
Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Gemeinde:     Amen.

Lied: + 82, 1-3        Suchen und Fragen (Blaues Buch)

Teil 1:     Einleitung

Kennen Sie das Gefühl: Sie leben nicht mehr selbst?  Kennen Sie Sätze, die sich in ihren Gedanken festsetzen und die immer gleich anfangen, mit einem "Ich muss! Ich muss! Ich muss!"? Dann hören Sie auf die Geschichte von Maria und Martha.

Teil 2:     Martha trifft Jesus

Ich lese aus dem Lukasevangelium, Kapitel 10. Die Geschichte von Maria und Martha. Es heißt dort:

Auf seinem Reiseweg gelangte Jesus mit seinen Jüngern und Jüngerinnen in ein Dorf. Dort lud ihn eine Frau in ihr Haus ein. Ihr Name war Martha.

Musik    (Zwei Frauen treten auf und unterhalten sich)

Hast du das gesehen?
       Was denn?
Kaum ist Jesus bei uns im Dorf, schon kommt Martha angerannt und lädt ihn zu sich ein.
        Die traut sich was, das muss man ihr lassen. Als Frau einfach so einen Mann anzusprechen. Ganz schön mutig.
Ja vielleicht. Aber muss sie immer die Erste sein? Ich hätte Jesus vielleicht auch gern zu mir eingeladen.
        Also ich würde mich das ja nicht trauen.
Warum denn nicht?
        Allein schon, wie es bei mir zu Hause aussieht. Das könnte
        schnell peinlich werden.
Bei Martha zu Hause sieht es bestimmt aus wie geschleckt!
        Davon kannst du aber ausgehen.
Wie sie das nur schafft?
        Keine Ahnung. Manche bekommen scheinbar alles hin.
Dafür gehen andere leer aus.
        Ach mach dir nichts draus!
    
Musik   Martha (Lesepult):    (Martha trägt ein grünes Tuch um den Hals)

Wow. Ich habe Jesus eingeladen. Ganz kann ich das noch immer nicht glauben. Ich bin einfach zu ihm gegangen und habe ihn gefragt. Und er hat "Ja!" gesagt. Wahnsinn. Und jetzt geht er neben mir her. Er sieht ziemlich müde aus. Und dreckig. Muss wohl ein langer Weg gewesen sein. Seine Schuhe hat er auch schon länger nicht mehr geputzt. Wo auch, mitten auf dem Weg? "Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, an dem er sein Haupt hinlegen kann.", das hat er einmal gesagt, hat mir mein Bruder erzählt. Ganz schön hart, so ein Leben auf der Wanderschaft. Ob ich ihn trotzdem bitte, sich die Schuhe am Eingang abzustreifen? Er trägt mir ja sonst den ganzen Dreck ins Haus. Naja, vielleicht frage ich ihn lieber doch nicht. So müde, wie er aussieht. Aber ich koche ihm etwas. Das wird ihm bestimmt gut tun.

Lied:   Kanon: 175 Ausgang und Eingang


Teil 3:     Maria trifft Jesus

In der Bibel heißt es:

Martha hatte auch eine Schwester mit Namen Maria. Die setzte sich Jesus zu Füßen und hörte ihm zu.

Musik        ("Jesus" und "Maria" und setzen sich auf die Stufe vor den Alter)

Jesus und Maria

(Von der Seite treten zwei Personen auf und unterhalten sich)

Über was sich Maria und Jesus damals wohl unterhalten haben?

Keine Ahnung. Aber ich hätte damals gern Mäuschen gespielt und den beiden ein wenig zugehört. Aber leider geht das nicht. Und auch in der Bibel wird nichts von dem Gespräch erzählt. Eigentlich schade.

Musik  (Erzähler:)   

In der Bibel ist kein Wort über die Unterhaltung von Jesus und Maria zu finden. Es ist also nicht so, dass wir wissen könnten, was damals gesagt wurde. Aber wir können Vermutungen anstellen. So könnte es gewesen sein. Oder so ähnlich. Oder vielleicht doch ganz anders? Wer kann das schon sagen?

(Jesus und Maria unterhalten sich)

Jesus:    Schön ist es hier. Und so sauber. Und du lebst hier in diesem Haus ganz allein

             mit deiner Schwester? Wo ist sie überhaupt hin?

Maria:    Martha? Die ist bestimmt schon wieder am Arbeiten. Das Leben mit ihr ist nicht immer einfach.

             Nie kommt sie zur Ruhe. Immer will sie alles richtig machen. Alles muss perfekt sein.

Jesus:    Ach perfekt! Wer ist schon perfekt? Auer vielleicht Gott?

Maria:    Naja, Martha kommt da schon ziemlich nah ran.

Jesus:   Perfektion tut uns Menschen nicht gut. Wenn wir Menschen perfekt sein wollen,

             überfordern wir uns auf Dauer nur. Am Ende kommt meist nichts Gutes dabei heraus.

Maria:    Was tut uns Menschen dann gut? Worauf kommt es an?

Jesus:    Was denkst du?

Maria:    Ich wei nicht so recht. Vielleicht ja darauf, Zeit füreinander zu haben? So wie du und ich,

             jetzt gerade.

Jesus:   Ja. Zeit füreinander. Das ist wichtig. Genauso wie Frieden zu finden. Mit sich - mit Gott

             und mit der Welt.Und nicht zu vergessen: Liebe ist wichtig. Dass wir unser Leben

             nicht dem Hass in die Hand geben, sondern eintauchen in Gottes Liebe und diese Liebe

             miteinander teilen. Nur so kann diese zerrissene Welt wieder heil werden.


Musik            (Erzähler:)   

Noch lange haben sich Maria und Jesus unterhalten. Und mit jeder  Minute, wurde ihr Gespräch besser und tiefer.

Musik        (Maria geht zum Lesepult)

Das war ein richtig gutes Gespräch mit Jesus. Toll, dass Martha ihn mit zu uns nach Hause gebracht hat. Ich wei gar nicht, wie sie das immer macht? Ich meine, da standen bestimmt die Frauen reihenweise Schlange. Aber sie bekommt es hin. Wo sie immer nur den Mut hernimmt? Doch dann ist sie einfach verschwunden. Immer hat sie nur die Arbeit im Sinn. Dabei ist mir gerade in dem Gespräch mit Jesus aufgegangen, dass es uns Menschen gar nicht gut tut, immer nur von einer Arbeit zur Nächsten zu hetzen. Wo bleiben da die Pausen? Und wo die Zeit zum Luftholen und Atem schöpfen? Was hat Jesus noch einmal gesagt? "Selbst Gott hat am siebten Tag ausgeruht, als er die Welt erschuf." Warum also meinen so viele Menschen, sie könnten pausenlos durcharbeiten? Halten sie sich etwa für stärker als Gott? Nein. Das kann nicht gut gehen. Dabei ist das Leben manchmal doch so einfach. Da kommt das Glück direkt bei dir vorbei und du brauchst nur die Hände aufzuhalten. Und plötzlich ist alles gut.

Lied:   Kanon: 175   Ausgang und Eingang

Teil 4:     Martha bei der Arbeit

Während sich Jesus und Maria miteinander unterhalten, ist Martha am Arbeiten. In der Bibel heißt es:

Martha aber machte sich viel zu schaffen, um ihren Gast zu versorgen.

Musik  (Zwei Personen treten auf und unterhalten sich)

Moment mal! Habe ich da richtig gehört?
      Was meinst du?
Na, dass Martha die ganze Arbeit alleine macht. Das ist doch nicht richtig. Warum soll einer arbeiten - während der andere nur herumsitzt?
      Stimmt! Das ist nicht fair!

Musik (Martha geht zum Lesepult, grünes Tuch; mit Kochschürze, Küchenhandtuch und Kochlöffel)

Buh! Jetzt bin ich aber wirklich geschafft. Ich wollte ja nur schnell ´mal etwas auf den Teller zaubern. Aber von wegen. So ein Schafsragout braucht seine Zeit. Wo habe ich nur die Zwiebeln hingelegt? Und wo ist der Thymian? Vor lauter Arbeit blicke ich hier bald nicht mehr durch. Ich hoffe, Jesus nutzt die Zeit, um sich ein wenig auszuruhen. So müde wie er aussah. Wo nur Maria bleibt? Sonst hilft sie mir doch auch immer beim Kochen. Aber ausgerechnet heute lässt sich mich im Stich. Es ist doch immer das Gleiche! Wenn es hart auf hart kommt, ist niemand da, der einem hilft. Aber so nicht! So leicht drückst du dich nicht, kleine Schwester! Das wirst du schon noch sehen! Schlielich ist heute Jesus zu Gast. Er setzt sich für die Gerechtigkeit ein. Er wird dir schon den Kopf waschen und dir zeigen, was wirklich nötig ist! Am Besten ich gehe gleich zu ihm, anstatt hier noch weiter alleine vor mich hin zu werkeln.

Musik (zwei Personen treten auf und unterhalten sich)

     Na! Da ist aber einiges am Kochen!
Ja. Und das nicht nur auf dem Herd. Aber still vor sich hin zu leiden und die ganze Wut in sich hinein zu fressen, ist auch nicht gut. Besser, man steht auf und tut etwas dagegen. Besser, man nennt das Unrecht beim Namen. Nur so kann sich etwas ändern.

Lied:   Kanon: 175     Ausgang und Eingang
    
Teil 5:     Ich muss! Ich muss! Ich muss!

In der Bibel heißt es:

Und Martha trat zu Jesus und beklagte sich bei ihm: Herr, findest du es nicht merkwürdig, dass meine Schwester mich bei der ganzen Arbeit alleine lässt? Sag´ ihr doch, dass sie mir helfen soll!"

Musik  (zwei Personen treten auf und unterhalten sich)   

Also ich kann die Wut von Martha verstehen. Ich hätte auch keine Lust, alles immer nur alleine zu machen.      

Aber wie es wohl Maria dabei ging? So vor den Augen von Jesus von ihrer Schwester herunter geputzt zu werden?

Musik  Maria (blaues Tuch) (Lesepult):

Was meine Schwester Martha da gesagt hat, das tat weh. Warum hat sie es nicht mir gesagt, sondern Jesus? Warum redet sie mit ihm über meinen Kopf hinweg und tut so, als wäre ich gar nicht da? Bin ich für sie nur eine Sache, die beliebig hin und her geschoben werden kann?

Aber irgendwie ist das ja auch typisch für sie. Meine große Schwester! Schon seit ich klein war, sagt sie mir, was ich zu tun oder zu lassen habe. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich selbst nie etwas entscheiden. Immer wei sie alles besser und verfügt über mich. Und ich? Ich muss tun, was sie sagt.

Dabei wollte ich doch nur eine gute Gastgeberin sein und mich um Jesus kümmern. Aber was ich will, das zählt ja nicht. Das geht schon am frühen Morgen los. Wenn ich morgens aufwache, dann freue ich mich über die Strahlen der Sonne und sage "Danke!". Und für einen kleinen Moment bleibe ich noch liegen und höre den Vögeln zu, die drauen zwitschern. Sie aber rast schon am frühen Morgen los, als gäbe es kein Morgen mehr. Dauernd macht sie Druck. Auch dort, wo es gar nicht nötig ist. Wer kann schon so leben? So voller Hektik. Und dann wundert sie sich, wenn sie Abends völlig fertig ist und nicht abschalten kann. Selbst in den Schlaf hinein verfolgen sie die Gedanken an die Arbeit. Nein. Ich will das nicht. Immer nur ein: "Ich muss! Ich muss! Ich muss! Aber nie ein: "Ich darf!"

Musik (Erzähler:)    

            Maria sagt: "Ich muss! Ich muss! Ich muss!" Wie ist das bei uns heute?
            Was setzt uns unter Druck - von innen oder von auen - und raubt uns das Leben?

Musik (Vier Personen treten nacheinander auf und stellen sich vor den Altar)

Ich muss noch schnell meine E-mails lesen und danach noch einkaufen.  

Und ich muss noch dringend meine Mutter anrufen. Ich habe schon viel zu lange nichts mehr von ihr gehört.

Ich muss noch meine Arbeit machen. Die Stapel werden immer höher. Und eigentlich muss ich mehr um meine Gesundheit kümmern. Mich mehr bewegen und Sport treiben.

Ich müsste mich mehr gesellschaftlich engagieren. Vielleicht etwas für die Flüchtlinge tun, oder für meinen Verein. Denn wenn keiner etwas macht, dann geschieht auch nichts.

Musik

Lied:   Kanon: 175      Ausgang und Eingang

Teil 6:     Stopp - Mach´ mal eine Pause

In der Bibel heißt es:

Der Herr aber entgegnete ihr: Martha! Martha! Ich sehe, dass du vor lauter Machen und Tun nicht mehr weit, wo dir der Kopf steht.

Musik (Zwei Personen treten auf und unterhalten sich)

Jesus sieht ihre Not.
     Ja. Und er zeigt ihr, dass er sie versteht.

Musik  Martha (grünes Tuch / Lesepult):

Er sieht mich und er versteht mich. Vor lauter Arbeit habe ich ja fast schon vergessen, wie gut das tut. Er wird mir sicher helfen. Er lässt mich nicht allein. Schon der Gedanke daran, lässt mein Leben leichter werden. Schlielich hatte ich es ja auch schwer genug. Schon als Kind musste ich meiner Mutter im Haushalt helfen. Und dann ist sie viel zu früh gestorben. Da musste ich alles alleine machen. Ich musste schnell lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ob ich wollte, oder nicht. Kein Wunder, dass ich immer das Gefühl habe: Ich muss, ich muss, ich muss.

Maria, meine jüngere Schwester, hat es da leichter. Sie hat diesen Druck nie so gespürt. Und auch jetzt wieder sitzt sie da und freut sich ihres Lebens. Eigentlich beneide ich sie ja. Die beiden sehen so fröhlich aus, wie sie da sitzen. Gar nicht so hungrig und müde, wie ich gedacht hatte. Vielleicht hätten ein paar Brote mit Ziegenkäse und Oliven ja auch gereicht? Dann könnte ich mich einfach dazusetzen. Aber jetzt habe ich schon mit dem Kochen angefangen. Jetzt muss ich es wohl oder übel auch fertig machen.

Musik   (Erzähler:)    

Müssen wir wirklich alles immer genau so weitermachen, nur weil wir damit angefangen haben? Kommt nach A immer automatisch B, oder könnten wir nicht auch einmal mit C oder D weitermachen?

Musik  (Ein Mann tritt vor den Altar)

Neulich wurde ich krank. Da spürte ich plötzlich: Ich muss gar nicht viel! Etwas essen und trinken? Ja. Auf die Toilette gehen? Ja! Und schlafen! Aber das war es dann auch schon. Alles andere muss ich nicht. Alles andere darf ich.
     
Lied:   Kanon: 175   Ausgang und Eingang   

Teil 7:     Das gute Teil

Erzähler (Altar):    In der Bibel heißt es:

Der Herr aber entgegnete ihr: Martha! Martha! Ich sehe, dass du vor lauter Machen und Tun nicht mehr weit, wo dir der Kopf steht. Doch wirklich nötig ist nur eins. Maria hat für sich das gute Teil erwählt. Das soll nicht von ihr genommen werden."

Musik    (Zwei Personen treten auf und unterhalten sich)

Ganz schön hart für Martha, was Jesus da sagt! Wirklich nötig ist nur eins...
     Ja. ... und du hast es nicht. Dabei will sie doch nur das Beste.
Genau wie Maria. So unterschiedlich sind die beiden eigentlich gar nicht.
     Trotzdem läuft für Martha alles schief. Sie bekommt einen kräftigen Schuss vor den Bug.
Manchmal braucht es das ja auch vielleicht. Auch bei mir. Ich renne manchmal auch wie kopflos durch die Gegend und bin trotzdem von mir und meiner Wahrheit hundertprozentig überzeugt.
     Da braucht es dann erst einmal so jemand wie Jesus, der einen stoppt und diesen Kreislauf durchbricht. Damit das Gute nicht verlorengeht, über all´ dem, was wir immer nur gut meinen.  

Doch was ist dieses gute Teil überhaupt, von dem Jesus spricht?

Musik   (Erzähler)  

           Was ist mein gutes Teil? Was würde wohl Maria dazu sagen?

Musik        (Maria, Blaues Tuch) (Lesepult)

Was ist mein gutes Teil?
Dass Jesus mich in dieser Situation beschützt hat. Dass er zu mir gehalten hat, gegen meine Schwester und die Ansprüche, die sie an mich stellt. Dabei ist sie eigentlich gar nicht so daneben. Sie will ja oft nur das Beste. So wie ich auch. Doch sie redet nicht mehr mit mir darüber. Sie fragt nicht mehr, was ich meine. Jesus hat dafür wieder Platz gemacht. Das war gut. Es hat mich an mein Gespräch mit ihm zuvor erinnert. Auch das war gut. Ein echtes Geschenk. So etwas kann man nicht machen. Nur genießen, wenn es geschieht. Wie so vieles im Leben. Darum ist es auch so wichtig, am Leben nicht andauernd nur vorbeizulaufen, sondern Pausen zu machen und sich Zeit zu nehmen für die ganz einfachen Dinge. Zu riechen, zu schmecken, zu sehen, zu hören. Und plötzlich ist das Leben kein Müssen mehr, sondern ein Dürfen. Wohin das führt? Ich wei es noch nicht. Aber ich glaube, ich habe das eine oder andere gute Teil noch vor mir. Auch mit meiner Schwester Martha, auch wenn es momentan noch nicht ganz danach aussieht. Aber ich vertraue darauf. Auf jeden Fall bin ich neugierig auf das Leben und auf das, was kommt. Vielleicht ist ja das auch mein gutes Teil? Dass ich wieder viel offener bin für die Welt und für das, was kommt.

Musik  (Erzähler)

            Was ist mein gutes Teil?
            Was würden Menschen heute dazu sagen?

Musik  (Drei Personen treten nacheinander auf)

Was ist mein gutes Teil?
Jeder Moment, in dem ich lebe, atme, fühle. Jeder Augenblick, den ich mit anderen Menschen verbringe und wir einander begegnen, und nicht aneinander vorbei leben. Was ich sonst noch alles so mache, ist nicht so wichtig. Denn am Ende zählt nur eines:  Ob ich mir Zeit genommen habe für mein Leben. Und ob die Liebe darin vorkam - und andere Menschen. Und das will ich mir nicht nehmen lassen. Nicht von mir selbst, und auch nicht von anderen.

Musik

Was ist mein gutes Teil?
Ich brauche das Gefühl, dass sich das Leben um mich herum bewegt. Doch manchmal wird mir alles zu viel. Da spüre ich meine Grenzen und merke, ich kann nicht mehr. Dann wird aus dem "Dürfen" plötzlich ganz schnell ein "Müssen!". Und ich selbst werde zum Opfer meines eigenen Lebens. Oft braucht es Zeit, bis ich es überhaupt merke, dass ich nur noch mir selbst hinterher renne. Doch dann, wenn es gut geht, mache ich eine kurze Pause. Ich hole kurz Luft und halte inne. Und lege dann den inneren Schalter in mir um und hole mir mein Leben zurück. Und plötzlich ist in mir wieder Ruhe da, anstatt Hektik und Stress. Ich mache dann alles ganz langsam, eines nach dem anderen, anstatt mich nur immer weiter und schneller im Hamsterrad zu drehen. Solche Momente, in denen in mir der innere Schalter umgelegt wird, sind für mich mein gutes Teil.

Musik    

Was ist mein gutes Teil?
Es mag seltsam klingen, aber für mich ist es dieser eine Moment kurz vor dem Einschlafen. Wenn ich den Tag noch einmal innerlich durchgehe und mich an allem freue, was darin schön war. Und alles, was schwer geworden ist an diesem Tag, ich in Gottes Hand lege, damit er es für mich durch die Dunkelheit der Nacht trägt. In seiner Hand sind meine Sorgen gut aufgehoben. Ich darf loslassen. Dieses Loslassen, das ist mein gutes Teil. Wie auch am nächsten Morgen mich neu für den Tag zu öffnen.

Musik

Erzähler:     Und was ist ihr gutes Teil?

Musik

Lied:     EG 662, 1-4         Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

Was ist ihr gutes Teil? Es braucht Zeit, um dies für sich herauszufinden. Zeit und Ruhe.  Jeder Sonntag schenkt uns Menschen etwas von dieser Zeit und dieser Ruhe. Er unterbricht die Hektik der Woche und verlangsamt unser Leben. Und schenkt uns so die Chance, unser gutes Teil, wie Jesus es in der Geschichte genannt hat, in unserem Leben zu finden

Aber der Sonntag ist noch mehr. Er trägt auch eine Stärkung in sich. Und sich stärken zu lassen, dazu sind nun auch Sie eingeladen.

Es gibt dazu drei Orte hier mitten in der Kirche. Zwei Menschen erwarten sie an jedem dieser Orte mit Salböl. Sie können sich dort ein Kreuz mit Öl auf ihr Handgelenk zeichnen lassen und ein Wort für sich mitnehmen. Denn das, was Jesus als das gute Teil bezeichnet hat, hat etwas damit zu tun, berührt zu werden - und sich berühren zu lassen. Es hat etwas damit zu tun, wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden. Und es hat etwas mit Begegnung zu tun.

Wer nicht gesalbt werden möchte, begleite die anderen sitzend von den Stühlen aus. Während der Salbung hören wir Musik.

Klaviermusik

Tisch mit Salboel


Salbung:                          Kreuzzeichen auf das Handgelenk

                                       "Gott segne dich und behüte dich!
                                        Er nehme das Müssen von deinen Schultern
                                        und schenke dir ein Dürfen in dein Herz."

Lied: EG 644, 1-3    Meine Zeit, steht in deinen Händen
   
Lasst uns miteinander und füreinander beten. Die einzelnen Fürbitten bitte ich Sie, jeweils mit einem "Herr, erhöre uns" abzuschlieen.

Barmherziger Gott,
wir bitten dich, hilf uns, unser gutes Teil zu finden, das uns mit dem Leben verbindet. Wir rufen zu dir:

                       Herr, erhöre uns.
            
Bewahre uns vor den falschen Idealen einer Perfektion, die uns Menschen die Luft zum atmen raubt. Mache uns stark gegen die inneren und äueren Stimmen, die uns nur immer weiter in ein "Ich muss! Ich muss! Ich muss!" hineintreiben. Wir rufen zu dir:

                        Herr, erhöre uns.

Schenke uns die Gnade der Pausen und Unterbrechungen. Schenke uns Zeiten und Orte zum Luft holen und Menschen, um diese Momente zu teilen. Wir rufen zu dir:

                        Herr, erhöre uns.

Barmherziger Gott,
Alles Leben ist Begegnung. Schenke uns und allen Menschen auf der Welt Begegnungen, aus denen Gnade und Frieden wächst, für uns und für andere. Wir rufen zu dir:

                        Herr, erhöre uns.

Wir beten weiter, miteinander und füreinander in der Stille

            Vater unser im Himmel
            geheiligt werde dein Name
            Dein Reich komme
            Dein Wille geschehe
            wie im Himmel, so auf Erden.
            Unser tägliches Brot gib uns heute.
            Und vergib uns unsere Schuld,
            wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
            Und führe uns nicht in Versuchung,
            sondern erlöse uns von dem Bösen.
            Denn dein ist das Reich
            und die Kraft
            und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.
            Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne, damit wir gemeinsam Gottes Haus und Tempel sind, hier auf Erden. Amen.

Lied: 581, 1-3 Segne uns o Herr

Abkündigungen

Segen        

Liebe Gemeinde
Die Geschichte von Maria und Martha zeigt: nicht nur der Sonntag, sondern jeder Tag im Leben braucht seine ganz eigenen Momente der Ruhe. Darum nehmt im Segen etwas von der Ruhe und der Kraft dieses Sonntages mit in die kommende Zeit:

Der Herr segne euch und behüte euch.
           Er berühre euch mit seiner Kraft, die Leben schenkt.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch
und sei euch gnädig.
            Er gebe euch jeden Tag Ruhepausen,
            so dass eure Seele Zeit hat,
            eurem Leben hinterherzukommen.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.
Frieden in euren Herzen, mit den Menschen und mit Gott.
            So segne euch, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
    
Gemeinde:              Amen, Amen, Amen
Orgel-Nachspiel