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Erntedankgottesdienst 2014

(OASE-Team und Pfr. Paul Wassmer)

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 Erntedankaltar mit Brot    Verdeckter Erntedankaltar   Erntedankgaben    

Orgelvorspiel

Begrüßung

Gnade und Friede sei mit euch, von Gott unserem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.

Herzlich willkommen zu diesem Gottesdienst heute am Erntedankfest. Dieses Fest trägt das Wort "Danke" in seinem Namen. Sein Name erinnert uns daran, das Danken in unserem Leben nicht zu vergessen: Das Danken für das Leben, das uns geschenkt ist und für alles, was uns Leben lässt. Das Danken auch für das, was über das Lebensnotwendige hinausgeht für die Fülle und den Reichtum in Gottes Natur, für jeden Moment der Freude und des Glücks.

Wir sind reich - reich beschenkt - jeden Tag - doch wir sind in unserer Welt reich nicht nur in der Fülle, sondern auch in der Not. Reich an Armut, Hunger und Leid. Darum sind die Erntedank-Gaben heute auch noch verdeckt. Die Tücher über den Erntedankgaben sollen uns daran erinnern, dass vieles, was wir jeden Tag als selbstverständlich wahrnehmen, nicht selbstverständlich ist.

Sie merken, liebe Gemeinde, dieser Gottesdienst geht heute seine ganz eigenen Wege. Er ist überraschend anders - darum lassen auch sie sich überraschen, in diesem Gottesdienst, der vom OASE-Team vorbereitet wurde.

Lass uns nun danken, mit unseren Stimmen, mit der Musik. Wir singen das Lied auf dem Liedblatt: Danke, für deiner Schöpfung Gaben

Lied: Danke, für deiner Schöpfung Gaben (Melodie nach EG 334)

1. Danke, für deiner Schöpfung Gaben. Danke, für jedes Weizenkorn. Danke, für Kürbis, Äpfel, Birnen, Milch und auch für Brot.   

2. Danke, für Möhren und Kartoffeln. Danke, für jeden Sonnenstrahl. Danke, für auch so manchen Regen, der uns Wasser gab.

3. Danke, für alles Frohe, Helle. Danke, für jedes kleine Glück. Danke, dass in der Fern´ und Nähe, du die Menschen liebst.

4. Danke, bei dir sind wir geborgen. Danke, dass du uns Leben schenkst. Danke, ach Gott, ich will dir danken, dass ich danken kann.

   (Text: Pfr. Paul Wassmer, Martin Gotthard Schneider) 

Eingangsgebet:

Barmherziger Gott, unsere Welt ist unendlich schön - und doch zugleich auch voller Leid. Sie ist in Armut und in Reichtum grenzenlos.

Du Gott bist jemand, der sich an das Leid der Menschen nicht gewöhnt, nicht an den Hunger - und auch nicht an die Unterdrückung. Du hilfst uns Menschen zu einem Leben, das Freude kennt und Fülle.

Dich bitten wir: Hilf allen, die in ihrem Reichtum vieles gar nicht mehr wahrnehmen: Lass sie auch die kleinen Dinge im Leben sehen, Bewahre ihre Herzen davor müde oder überdrüssig werden, halte in ihnen den Hunger nach dem Leben lebendig.

Hilf auch allen, die in ihrer Armut zu verzweifeln drohen. Mach ihnen Mut zum Leben, Lass sie Freude und Fülle erleben und öffne für sie neue Wege, auf denen das Leben blüht.

Und steh uns allen bei, arm oder reich wie wir sind, unsere Welt, deine Schöpfung zu bewahren. Darum bitten wir dich Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Gemeinde: Amen.

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Teil 1: Einleitung (4 verschiedene Personen, vom Lesepult aus)

Musik

Wir feiern heute Erntedank. Ich mag dieses Fest. Vielleicht, weil ich gerne drauen in der Natur bin und mich an allem freue, was dort wächst und blüht. Manche Menschen gehen ja achtlos an der Natur vorbei. Doch ich spüre immer wieder so etwas wie Dankbarkeit, wenn ich die Fülle sehe, die mich dort drauen in der Natur umgibt.

Dabei wissen wir alle, dass diese Fülle der Natur nicht selbstverständlich ist. Ich denke an den verregneten Sommer in diesem Jahr. Äpfel gab es reichlich, aber anderes wuchs nur schwer in diesem Jahr. Wir spüren die Vorzeichen des Klimawandels.

In Afrika blieben in diesem Jahr viele Felder leer. Die Bauern trauten sich nicht auf die Felder, aus Angst vor dem Krieg, aus Angst vor der Ansteckung mit der Krankheit Ebola. Viele Menschen in Afrika hungern.

Darum ist der Erntedankaltar heute auch noch verdeckt. Das Tuch soll uns daran erinnern, dass die Fülle und der Reichtum der Natur nicht selbstverständlich ist. So hilft uns der verdeckte Erntedankaltar ein Gespür dafür zu entwickeln, dass alles, was wächst, ein kleines Wunder ist. Ein Wunder, das - wie alles Leben - direkt von Gott her kommt.

Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Tücher zu heben und uns an der Fülle zu freuen.

                                 Musik: 4 Leute heben die Tücher vom Tisch in der Mitte. Der Erntedankaltar ist leer.

                                          leerer Erntedankaltar

(Zwei Personen, die mit einem Mikrophon in der Nähe des leeren Tisches stehen)

Was ist denn das? Da ist ja alles leer!

Was soll denn das?

Wo sind die Kartoffeln? Und die Äpfel? Wo die Karotten und der Kohl?

Ich habe keine Ahnung. Aber eines wei ich sicher: Erntedankfeiern können wir so nicht!

Was sollen wir blo machen?

Musik (traurig)
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Teil II:    Einleitung zur Geschichte und die Geschichte der Hochzeit von Kanaa

(Zwei Personen, die mit einem Mikrophon in der Nähe des leeren Tisches stehen)

Ganz schön traurig, das alles. Und peinlich obendrein. Das Fest hat kaum angefangen, schon ist es wieder vorbei.

Wir müssen das Fest wohl abblasen und nach Hause gehen.

Das geht doch nicht. Denk an die vielen Leute, die hierher gekommen sind, um Erntedank zu feiern. Die wären doch alle enttäuscht.

Enttäuscht bin auch ich.

Kein Wunder. Aber da kann man wohl nicht viel machen.

Fällt dir denn gar nichts ein?

Nein, nicht so richtig.

Dann überleg doch mal.

Überleg doch selber.

OK. Überlegen wir zusammen.

Gitarrenmusik

Na, ist dir etwas eingefallen?

Nicht so richtig. Obwohl...

Jetzt sag schon!

Mir ist eine Geschichte eingefallen.

Was für eine Geschichte?

Eine alte Geschichte. Auch damals gab es ein Fest. Und auch damals waren die Menschen enttäuscht, weil das Fest drohte, vorzeitig zu Ende zu gehen.

Warum? Was war denn damals? Erzähl´ doch, hier geht jetzt ja eh nichts mehr.

Musik: Gitarre, leicht im Hintergrund, gezupft....

Die Geschichte ist gut und gern 2000 Jahre alt. Damals verliebte sich ein Bauer in ein hübsches Mädchen. Es dauerte ganz schön lange, bis er sich traute, sie zu fragen, ob sie ihn heiraten möchte. Sie sagte ja. So glücklich war der junge Mann in seinem ganzen Leben noch nicht gewesen. So plante er die Hochzeit. Es sollte ein großes, ein rauschendes Fest werden. Alle Verwandten wurden eingeladen, alle Bekannten und alle Freunde. Es gab reichlich zu Essen. Dazu Wein. Es wurde getanzt. Alle waren fröhlich und ausgelassen.

Das hört sich gut an. Übrigens fällt mir ein, Musik haben wir auch. Und tanzen könnten wir auch. Vielleicht würde uns das etwas davon ablenken, dass der Erntedankaltar leer ist. Tanzen hilft doch immer, um in Feierlaune zu kommen.

Wir könnten es ja zumindest einmal versuchen. Wir singen dazu das Lied Schalom chaverim. Es ist ein altes israelisches Lied. Wer wei, vielleicht haben es die Menschen schon damals bei der Hochzeit gesungen? 

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Dazu sind alle eingeladen aufzustehen und um die Tische einen großen Kreis zu bilden. Wir tanzen  mit der Musik jeweils im Takt im Kreis nach rechts - und wenn die Strophe sich wiederholt, wechseln wir die Richtung und tanzen im Kreis nach links. Es ist ganz einfach.

Lied:  Schalom chaverim (EG 434; dazu ein Tanz im Kreis (1. Strophe: Schritt nach rechts, 2. Strophe: Schritt nach links)

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(Zwei Personen, die mit einem Mikrophon in der Nähe des leeren Tisches stehen)

Das Singen und Tanzen hat gut getan. Aber erzähle: wie ging die Geschichte von der Hochzeit damals weiter?

Also, es war ein rauschendes Fest. Doch dann ging plötzlich der Wein zu Ende.  Der Speisemeister merkte es zuerst. Doch was sollte er tun?

Sollte er die Gäste alle nach Hause schicken? Oder etwa Wasser ausschenken?  Beides wäre für den Bräutigam bestimmt furchtbar peinlich gewesen.

Das kannst du laut sagen. Und dann kam es auch noch zu einem Streit. Es war wohl zu einigen der Gäste durchgesickert, dass der Wein zu Ende geht.

Und wer stritt sich dort?

Da war Maria, die Mutter von Jesus. Sie sagte:

     Frauenstimme:    Sie haben keinen Wein mehr.

Und? Was sagte Jesus? Der war doch bestimmt auch dort?

Ja. Er sagte:

     Männerstimme:    Was kümmerst du dich darum, was ich tue, Frau.

                                  Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Ganz schön hart. Einfach zu seiner Mutter "Frau" zu sagen, fast so, als würde er sie nicht kennen. Das hat Maria bestimmt verletzt.

Ja, aber sie hat sich trotzdem weiter eingemischt. So wie Mütter manchmal eben sind. Sie ist zu den Dienern gegangen und hat zu ihnen gesagt:

      Frauenstimme:    Tut alles, was er euch sagt.

Und was geschah dann?

Dort bei dem Fest standen sechs große Krüge mit Wasser. Die waren für das Fest als Wasservorrat gedacht. Da gingen gut und gerne 600 Liter Wasser rein.

(Sechs leere Karaffen werden hereingetragen und auf den leeren Tisch gestellt)

Das ist eine ganze Menge. Aber das Fest war ja auch groß.

Die Krüge waren leer, weil sich die Menschen vor dem Feiern mit dem Wasser die Hände und das Gesicht gewaschen hatten. Aber Jesus sagte zu den Dienern:

     Männerstimme:    Füllt die Krüge mit Wasser.

Die Diener taten, wie Jesus es ihnen gesagt hatte.

                 Weinwunder 01   

(Die sechs Karaffen werden mit Wasser gefüllt. Unten in den Karaffen ist rote Lebensmittelfarbe (Azorubin). Das Wasser färbt sich ein.)


       Weinwunder 02       Weinwunder 03

Dann sagte Jesus:

     Männerstimme:    Schöpft nun aus den Krügen und bringt es dem Speisemeister.

(Ein Diener kommt und nimmt eine Karaffe und trägt sie zu einem zweiten Mann. Dort giet er etwas von der Karaffe in ein Glas ein)

Der Speisemeister war bestimmt nicht begeistert, als er das Wasser probieren sollte.

(Der Speisemeister nimmt das Glas, sieht es skeptisch an und probiert dann doch. Sein Gesicht strahlt).

Am Anfang nicht. Aber dann, als er davon trank, stellte sich das Wasser als ein wirklich gutes Tröpfchen Wein heraus. Da war die Überraschung groß. Er holt den Bräutigam und stellte ihn zur Rede, warum er diesen guten Wein bis jetzt aufgehoben hatte, wo doch die meisten Leute schon leicht angesäuselt waren und gar nicht mehr merkten, was sie tranken. Aber der Bräutigam hatte keine Ahnung davon. Gefreut hat er sich trotzdem. Denn so konnten sie fröhlich weiterfeiern.

Musik (kurz)

Ich wei nicht, wie es dir geht, aber mir geht die Geschichte von der Hochzeit von Kanaa noch immer nach: Jesus hat damals doch das Fest gerettet. Wo vorher Mangel war, war danach Fülle.

Ja. Aber das kannst du mit heute nicht vergleichen. Das mit dem Wein damals war ein richtiges Wunder. Die Leute wunderten sich und staunten. Sie konnten es sich nicht erklären, wie es geschehen ist.

Aber viele hatten damals von dem Wunder doch gar nichts mitbekommen! Eigentlich wussten doch nur die Diener Bescheid, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war, dazu natürlich Maria und Jesus selbst. Die anderen feierten doch einfach sorglos weiter, ohne überhaupt etwas davon zu bemerken.

Du hast Recht. Es war mehr ein Wunder unter der Hand, sozusagen.

Und doch war Fülle, wo vorher Mangel war. So etwas würde ich mir auch für uns heute wünschen.

Musik (Kurz)

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Teil III: Schmücken des Entedankaltars

Liebe Gemeinde

Fülle, wo vorher Mangel war. Eine Freude, die weiterfeiern durfte, einfach so, davon handelt die Geschichte von der Hochzeit zu Kanaa. Und von einem Wunder unter der Hand, das dies alles möglich gemacht hat, weil Gott sich an der Freude von uns Menschen freut.

Auch wir heute sind von solchen Wundern unter der Hand umgeben. Wir müssen dazu nicht unbedingt in die Zeit Jesu zurückgehen. Wir brauchen dazu auch nicht in die Ferne schweifen, manchmal sind diese Wunder ganz nah.

Alles was wächst, ist für mich ein solches Wunder. Jeder sieht es - und doch sind viele Menschen blind dafür. Manchmal fällt es erst auf, wenn es nicht mehr da ist - so wie bei uns heute bei unserem Erntedankaltar, der leer geblieben ist. Doch haben uns der leere Altar, wie auch die Geschichte von der Hochzeit von Kanaa geholfen, unsere Augen und unsere Herzen neu für diese Wunder Gottes unter der Hand zu öffnen. Und so ist jetzt auch der Moment gekommen, in dem wir dieses Wunder in unsere Mitte rücken, damit auch wir heute unser Fest feiern können, so wie die Menschen damals bei der Hochzeit in Kanaa und wir uns an der Fülle freuen können, die Gott uns Menschen schenkt.

Sie ahnen es bestimmt schon, die Erntedankgaben sind natürlich hier. Und es braucht jetzt nur noch einige Hände, die zupacken und helfen, die Erntedankgaben in die Mitte zu tragen und den Tisch zu schmücken, und auch wir können etwas von dem Wunder des Lebens sehen, das uns heute umgibt und uns Leben schenkt.

Wir singen dazu das Lied "Wir pflügen und wir streuen". Wer möchte, ist eingeladen während des Liedes aufzustehen und zu helfen, die Erntedankgaben in die Mitte zu tragen und den Tisch zu schmücken.

Lied:  Wir pflügen und wir streuen  (G 508, 1-4)

 Erntedankaltar 01  Erntedankaltar 02  Erntedankaltar 03

Predigt:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Gott segne reden und hören. Amen.

Liebe Gemeinde

"Warum freuen sich viele arme Menschen in Afrika viel mehr an ihrem Leben, als viele der reichen Menschen in Nordeuropa oder Amerika? Warum siegen - wenn man die Menschen in der Welt nach ihrem Glück fragt - oft arme Länder wie Vietnam oder Indonesien über viel reichere Länder wie Frankreich oder Portugal? Ist es die Sonne? Sicher nicht! Der Wohlstand? Wohl kaum. Zu viel Wohlstand kann auch träge machen. Und wenn es dumm läuft, steigt nur der Neid und die Gier nach immer mehr, aber nicht das Glück.

Der leere Erntedankaltar am Anfang unseres Gottesdienstes zeigt, dass Mangel einen zwar erschrecken kann, aber auch oft ein Motivator ist, etwas in Bewegung zu bringen.  Er fördert die Phantasie - wie viele Geschichten wurden in der Welt schon erfunden und erzählt, nur um den Mangel an Abwechslung, vielleicht auch den Mangel an Essen zu überbrücken? Mangel bringt Dinge in Bewegung - einige haben getanzt, Gemeinschaft erlebt, auch ohne dass es dazu viel gebraucht hätte. Mangel schärft die Augen - öffnet die Herzen. Ich denke einige unter uns sehen die Erntedankgaben in der Mitte heute bewusster, als an anderen Erntedankfesten.

Mangel erschreckt aber auch - nicht nur den Speisemeister in der Geschichte von der Hochzeit von Kanaa, der das Ende des Festes bereits vor seinem inneren Auge sah - auch viele Menschen heute erleben Mangel als etwas, das Leben einschneidet und abschnürt. Mangel kann zu Streit führen - so wie Jesus mit seiner Mutter Maria darüber gestritten hat, was zu tun ist oder nicht. Mangel zerstört Hoffnungen, macht klein.

Das Verrückte an unserer Welt ist - wir haben beides. Wir sind in unserer Welt in Armut und in Reichtum grenzenlos. Eigentlich eine unmögliche Situation - ein Irrsinn - und doch erleben wir unsere Welt so. Der leere Erntedankaltar am Anfang - der geschmückte Altar jetzt - beide sind ein Zeichen für diesen Zwiespalt, in dem wir Menschen leben und der viele verwirrt. Was gilt denn nun? Und was sollen wir tun?

Drei kurze Impulse dazu aus der Bibel:

"Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.", heißt es im Römerbrief, Kapitel 12, Vers 15. "Habt Anteil!", so könnte man diese Worte aus der Bibel auch übersetzen. "Schliet euch nicht ein, in eure eigene private Welt des Wohlstands oder der Sorgen, sondern öffnet euch für die Welt - für die schönen Seiten, wie auch für die Traurigen." Nehmt Anteil - das ist natürlich schwieriger geworden in einer Welt, in der einem der Fernseher gleichsam die ganze Welt ins Wohnzimmer trägt. An allem kann ich nicht Anteil nehmen, das ist zu viel für mich - aber an gar nichts Anteil zu nehmen, das ist zu wenig für mich. "Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.", das heißt: "Sei kein Zuschauer, keine Zuschauerin des Lebens, werde nicht gleichgültig, sondern wage es und lass dich immer wieder auch darauf ein, zu glauben, zu hoffen und zu lieben.

Ein zweiter Impuls:

"Danket dem Herrn, denn er ist freundlich", so heißt es in Psalm 106. Danken - darum geht es ja auch beim Erntedankfest - erdet einen in diesem Chaos, in dem wir oft leben. Es lenkt den Blick auf das, was an Schönem und Guten da ist - sei es wenig oder viel. Es hilft einem, dieses Schöne und Gute wahrzunehmen, anstatt sich in dem Zwiespalt zwischen Reichtum und Armut gefangennehmen zu lassen. Danken öffnet einem auch die Augen, für die vielen kleinen Wunder unter der Hand, die wir tagtäglich erleben. Danken gibt etwas von dem, was wir jeden Tag geschenkt bekommen, an Gott zurück, der Quelle allen Lebens. Es verbindet uns Menschen mit Gott - und richtet uns neu aus. Darum ist das Danken so wichtig. Es öffnet einem die Augen für Gott und für die Welt.

Und nicht zuletzt: Teilen.

"Vergesst nicht Gutes zu tun und mit anderen zu teilen", heißt es dazu im Hebräerbrief, Kapitel 13, Vers 16. Wer alles für sich behält, der erstickt am Ende nur an seinem Besitz. Wer teilt, erlebt das Glück, des Gebens. Teilen zu können ist eines der größten Glücksspender, die wir Menschen haben. Eine gemeinsame Geschichte zu teilen, Liebe zu teilen, Wissen zu teilen, Erfahrungen zu teilen, Essen und Trinken zu teilen,... die Liste liee sich noch sehr lange erweitern, das alles macht glücklich. Nicht nur diejenigen, die empfangen, sondern auch die, die geben. Auch daran erinnert das Erntedankfest. Miteinander zu teilen ist eine Antwort auf die Armut in der Welt. Nicht die einzige, aber eine wichtige.

Liebe Gemeinde

Wir leben in einer Welt, die in Armut und Reichtum grenzenlos ist. Einer Welt, die zugleich aber auch voller Wunder ist - voller Fülle und Freude. Die Geschichte von der Hochzeit zu Kanaa erzählt davon, dass sich Gott mit uns Menschen freut und uns hilft, dass die Freude erhalten bleibt, dort, wo sie bedroht ist. Darum lasst uns feiern, danken und fröhlich sein. Denn Gott freut sich an fröhlichen Menschen.

Lasst uns aber auch Anteil haben an der Not anderer Menschen und Gott darin nachfolgen, dass wir - indem wir teilen und barmherzig sind - dazu mithelfen, dass auch andere sich freuen können. Denn Gottes Welt gehört allen Menschen. Und alle sollen darin etwas von der Fülle und der Freude spüren können, die Gott in diese Welt hineingelegt hat.

Auf diesem Weg, selbst Freude zu erleben - und anderen Freude zu schenken - stärke und bewahre uns der gute Gott, an diesem Erntedankfest. Amen.

Lied:    EG 665, 1-3 Wir haben Gottes Spuren festgestellt

Fürbitten:

Lasst uns miteinander und füreinander beten. Dabei bitte ich Sie, die einzelnen Fürbitten jeweils mit einem "Herr, erhöre uns!" abzuschlieen.

Barmherziger Gott; wir danken dir für alles, was uns an Gutem und Schönem in unserem Leben begegnet. Wir danken dir für die kleinen Dinge, die wir manchmal übersehen und erst bemerken, wenn wie uns fehlen. Wir danken dir für die selbstverständlichen Dinge, an die wir uns meist schon so gewöhnt haben, dass sie uns gar nicht mehr auffallen, und wir danken dir für alles, was uns auch immer wieder ins Staunen und Nachdenken bringt. Dabei bitten wir dich: Halte du in uns die Freude an allem Schönen und Guten in dieser Welt lebendig. Wir rufen zu dir: 

Herr, erhöre uns.

Barmherziger Gott; wir danken dir in diesem Jahr ganz besonders für die friedliche Wiedervereinigung von West - und Ostdeutschland. 25 Jahre ist der Fall der Mauer jetzt her. Für die einen ist es bereits eine halbe Ewigkeit. Für viele, die damals mit dabei waren, ist es noch immer ganz nah. Danke für alle Menschen, die damals sehr viel riskiert haben, danke für alle Menschen, die sich dafür eingesetzt haben, dass es eine friedliche Revolution geworden und geblieben ist. Hilf uns auch heute, friedliche Wege zu finden, auf denen Gerechtigkeit und Freiheit in der Welt wachsen können. Wir rufen zu dir:

Herr, erhöre uns

Barmherziger Gott; Unsere Welt ist oft ungerecht - grenzenlos reich auf der einen Seite - grenzenlos arm auf der anderen. Stärke uns, dass wir - egal ob wir arm oder reich sind - uns mit dieser Ungerechtigkeit nicht abfinden, weder im kleinen, noch im großen. Stärke du den weltweiten Kampf gegen Unterdrückung und Korruption, gegen Hass und Krieg, die viel Leid in die Welt bringen. Wir bitten dich um Frieden in der Welt, und ein offenes Herz für die vielen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind. Wir rufen zu dir:

Herr, erhöre uns.

Barmherziger Gott; Über die vielen Konflikte in der Welt vergessen wir Menschen leicht, dass unsere Welt noch auf ganz andere Weise bedroht ist durch das Handeln von uns Menschen. Der Klimawandel klopft bereits an unsere Tür und wir brauchen auf die Fragen von Morgen mehr als nur die Antworten von Gestern und ein Verschieben auf den nächsten Tag. Hilf uns, neue Wege zu gehen, deine Schöpfung zu bewahren und mache uns Mut, schon heute die ersten Schritte auf diesem Weg zu gehen. Wir rufen zu dir:

Herr, erhöre uns.

Wir beten weiter, miteinander und füreinander in der Stille

Vater unser:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lied: Freuet euch der schönen Erde  (G 510, 1,2,5)

Abkündigungen

Segen: Empfangt nun den Segen Gottes:

Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.

Gemeinde: Amen, Amen, Amen

Nachspiel